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DMEA 2025 – ein Rückblick mit Ausblick

Die DMEA in Berlin war auch heuer wieder ein beeindruckendes Branchentreffen: volle Hallen, eine spürbar positive Stimmung und ein dicht gedrängtes Programm mit zahlreichen Vorträgen, Diskussionsrunden und persönlichen Gesprächen.

Für mich sind diese Tage immer ein Spagat zwischen intensiver fachlicher Inspiration und dem ganz realen Messe-Stress – nach zwei Tagen Großveranstaltung bin ich dann auch meist wieder froh, etwas Abstand zum Trubel zu bekommen.

Was mich besonders gefreut hat: der fachliche Austausch war auf hohem Niveau, mit vielen konkreten Erfahrungen aus der Praxis – besonders aus Deutschland und der Schweiz. Gerade diese Einblicke sind für meine Arbeit als Berater im österreichischen Gesundheitswesen von großer Bedeutung. Denn manche Themen, die dort bereits umgesetzt oder erprobt werden, stehen bei uns demnächst bevor.

Was ich mitgenommen habe

Mehrere Schwerpunkte der DMEA waren direkt relevant für meine laufenden und künftigen Projekte. Dazu zählen etwa:

  • die Umsetzungserfahrungen rund um KHZG-geförderte Patientenportale,
  • die ersten praktischen Anwendungen des TI-Messengers in Versuchsregionen wie Hamburg – und welche Erkenntnisse sich daraus für die geplante Umsetzung des Matrix-Protokolls in Österreich ableiten lassen,
  • sowie die verschiedenen Ansätze rund um Gesundheitsdatenplattformen, die eines gemeinsam haben: das Ziel, Datensouveränität zu schaffen und die Abhängigkeit von einzelnen Softwareanbietern zu verringern.

Besonders wertvoll war für mich der Austausch mit Vortragenden und Kolleg:innen aus der Praxis. Diese Gespräche geben oft mehr Einblick als jede Folienpräsentation – vor allem, wenn es darum geht, wie digitale Lösungen tatsächlich im Alltag von Pflegekräften oder Ärzt:innen funktionieren (oder eben nicht).

Menschen verstehen, bevor man Technik berät

Ein zentrales Learning, das mir erneut bewusst wurde – und das ich für meine eigene Arbeit auch im kommenden Jahr wieder stärker in den Mittelpunkt rücken möchte – ist die Bedeutung des Verstehens: Verstehen der Anforderungen, der Arbeitsweisen und der Herausforderungen jener Menschen, für die wir Systeme planen, beschaffen oder implementieren. Gute Beratung beginnt mit Empathie – und mit der Bereitschaft, genau hinzuhören.

Deshalb wird ein Fokus meiner persönlichen Weiterbildung in nächster Zeit wieder stärker auf den konkreten Bedürfnissen der Nutzer:innen liegen – sei es durch Gespräche im klinischen Alltag, durch gezielte Hospitationen oder durch den Austausch mit Pflegenden und Mediziner:innen auf Augenhöhe.

Zwischen Innovation und Realität

Nachdenklich hat mich eine Beobachtung gestimmt, die sich durch mehrere Gespräche mit innovativen Startups gezogen hat: Viele junge Unternehmen haben ausgereifte, hoch relevante Lösungen entwickelt, die echte Probleme adressieren. Und doch tun sie sich oft enorm schwer beim Markteintritt – vor allem, wenn große Träger wenig Bereitschaft zeigen, neue Wege zu gehen oder "Experimente" zuzulassen. Allzu häufig kommen am Ende etablierte Hersteller zum Zug – nicht unbedingt, weil ihre Lösungen besser wären, sondern weil sie besser verankert sind.

Diese Dynamik ist verständlich, aber auch problematisch – denn sie kann dringend benötigte Innovationen ausbremsen, bevor sie überhaupt eine Chance bekommen.

Wenig EHDS, viel KI – aber wohin geht die Reise?

Überrascht hat mich, wie wenig Raum der European Health Data Space (EHDS) auf der Messe eingenommen hat – trotz der aktuellen politischen Dynamik. In Gesprächen rund um Datenplattformen konnte ich das Thema zwar punktuell einbringen, aber als zentrales Zukunftsthema war der EHDS (noch) kaum präsent. Vielleicht, weil er einfach noch zu „frisch“ ist – vielleicht aber auch, weil seine Bedeutung vielen noch nicht ganz bewusst ist.

Wenig überraschend hingegen war die allgegenwärtige Präsenz von KI. Natürlich ist künstliche Intelligenz ein wichtiges Thema – auch im Gesundheitswesen. Doch bei aller Faszination über neue Tools, Automatisierung und „smarte“ Assistenzsysteme: Ich wünsche mir manchmal mehr Hausverstand und Empathie in der Diskussion. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch sofort sinnvoll. Und nicht alles, was sich mit KI lösen lässt, ersetzt den menschlichen Blick, das Bauchgefühl oder die Erfahrung am Krankenbett.

Ausblick

Die DMEA war für mich wieder ein wertvoller Impulsgeber – und eine Erinnerung daran, worauf es in der Digitalisierung des Gesundheitswesens wirklich ankommt: auf das Zusammenspiel von Technologie, Prozessen und Menschen. Die Zukunft liegt nicht im Entweder-oder zwischen Innovation und Realität, sondern im mutigen Sowohl-als-auch.

Ich freue mich darauf, diese Themen weiter zu begleiten – und gemeinsam mit meinen Kund:innen Lösungen zu entwickeln, die funktionieren: im Alltag, im System und für die Menschen, die darin arbeiten.